"Das wird noch unbequem für die Stadt"

Schongauer Nachrichten, Mittwoch 03. Juli 2013

Schongau - MiDa war überall Wasser im Keller: (v.l.) Manfred Köhler, Peter Haggenmiller und Siegfried Spitz von der Bürgerinitiative mit einer Karte von Schongau-West. foto: jost Zähneknirschen haben die Wortführer der Bürgerinitiative „Kein Abwasser mehr in Schongau“ die Stadtratssitzung zum Thema Unwetter 6. Juli 2012 hingenommen. Dort hatte die Stadt einmal mehr beteuert, keine Schuld an den überfluteten kellern am 6. Juli 2012 zu haben. Doch die Bürgerinitiative will nicht lockerlassen.

 

VON BORIS FORSTNER

In der Sitzung hatte die Stadt einmal mehr beteuert, keine Schuld an den überfluteten Kellern am 6. Juli 2012 zu haben.

Schongau - Reich

bebildert und ausführlich hatte Walter Frömmrich, technischer Werkleiter der Stadt, vor drei Wochen im Stadtrat ausführlich Stellung genommen zu den Vorwürfen, die Stadt habe Mitschuld, dass bei diesem verheerenden Unwetter zahlreiche Keller in Schongau West abgesoffen sind. Doch die Vertreter der Bürgerinitiative, Peter Haggenmiller, Siegfried Spitz und Manfred Köhler, gaben sich damit nicht zufrieden.

Zum einen ärgert sie, dass die Stadt nur von einer zweistelligen Zahl an Geschädigten ausgeht. „Wir haben genau 374 ermittelt“, sagt Haggenmiller. Und dass die Stadt offenbar annimmt, keiner interessiere sich für die nötigen Schutzmaßnahmen im Haus, weil sich nur 13 bei der Stadt gemeldet haben: „Wenn ich mir selbst einen Installateur ins Haus hole, brauche ich doch nicht mehr die Stadt informieren“, regt sich Haggenmiller auf. Immerhin 111 Bürger hätten ihr Sicherheitssystem nach dem 6. Juli verbessert.


 

 

Auch Frömmrichs Beispiel eines angeblich unbelehrbaren Bewohners, der bereits früher einmal Wasser im Keller hatte und jetzt wieder, wollte Spitz nicht stehen lassen: „Der hat sich einen Installateur geholt“, betont er. Der angebliche Fachmann habe aber vergessen, die Toilette zu sichern. Schließlich sagen viele der Stadt mit Absicht nicht Bescheid - aus Angst, der Wasserpreis werde erhöht, haben die BI-Vertreter festgestellt.

Grundsätzlich sieht das Trio einige Fragen noch nicht beantwortet. Stutzig gemacht habe sie unter anderem der Ausruf eines Feuerwehrlers in einem überfluteten Keller, wo das Wasser einen halben Meter hoch stand und plötzlich verschwunden war. „Der hat gesagt, da wurde jetzt die Drossel geöffnet“, sagte Haggenmiller. Hat die Stadt also zu spät reagiert? Unsinn, sagte Frömmrich auf Nachfrage: „Das funktioniert automatisch, da kann nichts schiefgehen.“ Und selbst wenn - „dann hätte es rund um den Lech die Gullideckel aus den Angeln gehoben“. Die Forderung der BI, das sogenannte Betriebstagebuch offenzulegen, wehrt Frömmrich ab. „Das ist nicht geheim, geht aber keinen was an.“ Zumal er schon im Stadtrat Infos aus dem Tagebuch zum Rückstau präsentiert habe.

Das fanden die Mitglieder der Bürgerinitiative auch sehr interessant. Doch sie wollen alle Infos. Zudem glauben sie, noch andere Ungereimtheiten entdeckt zu haben. So werde für die neuen Wohnungen an den Meisenhöfen extra ein Kanal gebaut, der den belasteten Bereich zusätzlich unter Druck setze.

 Auch früher sei in Schongau West schon viel zusätzlich gebaut worden, ohne die Kanal-Kapazität zu erhöhen. Zudem habe die Stadt Vorgaben des Wasserwirtschaftsamtes von 1996 nicht umgesetzt. Das alles solle eine unabhängige Firma untersuchen, lautet eine der Hauptforderungen. Und Köhler erneuerte seine bereits in der Stadtratssitzung vorgetragenen Vorwurf, die Stadt habe Versäumnisse bei den Genehmigungen von Hausentwässerungen.

Die BI war bereits beim Wasserwirtschaftsamt vorstellig geworden, ebenso beim Landratsamt. Auf ein Gespräch mit dem Bürgermeister, wie es eigentlich geplant war, wollen sie verzichten. „Nach seinem kategorischen Nein macht das keinen Sinn“, sagte Haggenmiller. Man wolle, dass die Stadt für ihre Bürger da sei. „Aber was hier gespielt wird, ist das Letzte“, schimpft Haggenmiller. Er kündigt an, dass man noch einige Maßnahmen in petto habe, bis hin zum Bürgerentscheid. „Das kann noch unbequem für die Stadt werden“, sagte Haggenmiller.

Boris Forstner

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